Im Rahmen der Corona-Pandemie erleben wir einen ersten Anstieg rassistischer Angriffe und Beleidigungen gegen Menschen mit asiatischer Abstammung.
Meine Mutter kommt aus Südkorea. Rassismus gegen sie, ihre südkoreanische Community, ihre deutschkoreanischen Kinder war eigentlich nie ein Thema. Ganz selten wurden wir schief angeschaut. „Reisfresser“, „Schlitzi“ oder „Fidschi“ hörten wir selten über uns oder koreanische Freunde und es war so lächerlich, dass wir darüber standen.
Häufiger und sehr merkwürdig war der positive Rassismus. Das Gefühl, von der Gesellschaft als „die guten Einwanderer“ wahrgenommen zu werden – nicht so auffällig und „unbequem“ wie „die Türken“, „die Araber“ oder „die Afrikaner“. Dennoch war das ein Rassismus, der Kategoriendenken förderte, imaginäre Gruppen schuf und die Gesellschaft spaltete.
Heute ändert sich das grundlegend. Die Schuld an Corona wird von Teilen des europäischen und amerikanischen Raums China und Asien zugeschrieben. Der US-Präsident nennt es das „China-Virus“. Die Agentur der Europäischen Union registriert einen sprunghaften Anstieg rassistischer Übergriffe auf Menschen asiatischer und chinesischer Abstammung. Und auch in Berlin registriert der Staatsschutz mehr und mehr solcher Fälle. Dies hat eine neue Qualität, denn nun werden Menschen ostasiatischer Herkunft als Sündenbock für die vermeintlichen Strapazen des Lockdowns in Haftung genommen und körperlich angegangen.
Diese Entwicklung ist eine dringende Warnung an uns alle, uns nicht durch das Virus, das nicht nach der Herkunft unterscheidet, spalten zu lassen. Nur durch internationale Kooperation und lokalen Zusammenhalt werden wir die Gesundheit aller Menschen schützen können. Klar müssen wir dabei unsere Verhaltensweisen als globales Dorf überdenken, um nachhaltig Pandemien und andere globale Herausforderungen zu überwinden.
Wer aber anfängt Einzelne anzugreifen oder Schuld den Anderen zuzuschieben – was die chinesische Staatspropaganda genauso tut – ist für eine verantwortungsvolle Bekämpfung dieser Menschheitsaufgabe nicht gerüstet.
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