Mitglieder des Umweltausschuss beim Sedlitzer See

Lausitzer Probleme sind auch Berliner Probleme

Braunkohle und Klimawandel gefährden unsere Spree. Brandenburg leistet schon sehr viel für eine saubere Spree. Nun sollte Berlin eine noch stärkere Zusammenarbeit suchen, denn der Braunkohletagebau in der Lausitz hat neben den klimatischen Folgen der Braunkohleverstromung auch starke Auswirkungen auf Umwelt und die Berliner Wasserversorgung durch die Spree. 

Es müssen die Szenarien für das Wasser angepasst werden. Diese stammen noch aus den 90er Jahren und haben die Folgen des Klimawandels nicht berücksichtigt. Um den Kohleausstieg praktisch umzusetzen, müssen auch wasserwirtschaftlichen Folgen für Berlin und Brandenburg bearbeitet werden. Mit dem Masterplan Wasser in Berlin als auch mit dem Gesamtkonzept zur Anpassung an den Klimawandel im Politikfeld Wasser in Brandenburg versuchen beide Bundesländer bereits diese Problematik anzugehen. 

Die tiefgreifenden Auswirkungen des jahrzehntelange Braunkohleabbaus zeigte auch die Tour in die Lausitz, die mein Team und ich am 29. Juni organisiert haben. Gemeinsam mit zahlreichen Abgeordneten, meinen Kolleg*innen aus dem Umweltausschuss und Vertreter*innen der Presse haben wir uns vergangene Woche auf den Weg in die brandenburgische und sächsische Lausitz gemacht. Ziel war es uns ein Bild von der Situation vor Ort zu machen und mit Expert*innen und Akteuren aus der Region ins Gespräch zu kommen. 

Der erste Stopp war das Dorf Proschim, welches lange vor Abbaggerung und Enteignung durch den unmittelbaren Tagebau bedroht war. Viele aktive Bürger*innen leisten seit Jahrzehnten Widerstand gegen die Kohle. Ihr Engagement zeigte sich auch als sie uns in ihrem Kulturzentrum empfingen. Dort fand zunächst ein Gespräch mit Mitarbeiter*innen der gemeinsamen Landesplanung statt und im Anschluss ein Austausch mit NGOs und Bewohner*innen des Dorfs. Mit dabei waren Rene Lehmann (Ortsvorsteher Proschim und Wählergruppe Proschim), Rene Schuster (Grüne Liga), Constantin Jurischka (BUND und Einwohner von Proschim) und Hannelore Wodtke (Grüne Zukunft Welzow, Mitglied der Kohlekommission). 

Der Tagebau Welzow-Süd, nicht weit entfernt vom Dorf Proschim, liegt als Zwischenstopp auf unserer Route. Der Blick vom Aussichtpunkt auf das riesige Loch in der Erde, den aktiven Braunkohletagebau Welzow-Süd in der südlichen Niederlausitz ist erschreckend. Kurzerhand berechneten wir: der Tagebau ist 37-mal so groß wie das Tempelhofer Feld. Was nach der Stilllegung einer so riesigen Grube in der Regel gemacht wird, sehen an einer weiteren Station unserer Tagesreise: dem Sedlitzer See. Der ehemalige Tagebau Sedlitz wurde seit 2005 geflutet und soll bis 2025 komplett gefüllt werden. Dann wäre es der größte künstliche See im Lausitzer Seenland. 

Die Lausitzer und Mitteldeutsche Bergbau-Verwaltungsgesellschaft mbH (LMBV) kümmert sich um die Sanierung der DDR-Tagebaue und Bereichsleiter Gerd Richter hat uns tiefgreifende Vorträge über deren Vorhaben gegeben und uns das Speicherbecken Lohsa II gezeigt. Die Brandenburger konnten uns auch erklären, dass mehrere kleine Seen sinnvoller sind als ein großer Tagebausee, da so die Verdunstungsfläche geringer ist. Berlin sollte auch das im Rahmen der gemeinsamen Landesplanung unterstützen.

Auf unserer letzten Station des Tages begegneten wir einer weiteren Herausforderung im Umgang mit der Kohleabbaufolgelandschaft. Denn beim Kohleabbau entstehende Sulfate und Oxyde, die vor allem für die Gewässerqualität in Berlin und Brandenburg eine Bedrohung darstellen. Deshalb gibt es in der Region drei modulare Anlage, die das Eisenhydroxid dem Wasser entziehen. 

Klar ist, je länger wir Kohle verstromen, desto höher der Wasserverbrauch und desto stärker sind auch die Folgen für unsere Wasserqualität, Wasserversorgung, die Umwelt und das Klima. Umso wichtiger ist es, dass Berlin die Probleme in der Lausitz mitanpackt. 

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